Erste Erkenntnisse zu übertragbaren Erkrankungen

Regelmäßiges Training unterstützt das Immunsystem

Regelmäßig durchgeführtes moderates Training kann sich langfristig positiv auf die Funktionsfähigkeit des Immun- und Reparatursystems auswirken. Besonders durch ein moderates Herz-Kreislauf-Training werden bestimmte Mechanismen des Abwehrsystems gefordert und für den Ernstfall einer Infektion trainiert. Vorsicht geboten ist allerdings bei zu intensivem und bei sehr umfangreichem Training. Denn hier werden auch die Abwehrmechanismen stark gefordert, was die Immunantwort gegenüber bakteriellen und viralen Erregern schwächen kann. Und auch direkt nach einer Trainingseinheit ist das Immunsystem mit der Reparatur der beanspruchten Strukturen beschäftigt. Wie der Rest des Körpers muss es dann erst regenerieren, bevor es sich gestärkt zurück zum Dienst meldet (Scheffer & Latini, 2020).

Warum gerade jetzt Muskeltraining so wichtig ist!

Von Professor Dr. med. Elke Zimmermann, Mario Görlach und Andreas Bredenkamp


Nie waren Wachstumsreize so wichtig wie in dieser schwierigen Zeit, denn Muskeln produzieren unter Belastung Botenstoffe, die sogenannten Myokine. Sie dienen als Kommunikation zwischen den Organen und sind in der Lage, uns vor Erkrankungen wirksam zu schützen. Sie sind sinnbildlich gesprochen so etwas wie Ladestationen und Wegweiser für unser Immunsystem. Offensichtlich sind es dabei gerade überschwellige Belastungen, die diese wichtigen Botenstoffe in großer Zahl in unseren Kreislauf ausschütten und uns damit besonders wirksam vor Erkrankungen schützen können. 

Gerade in Zeiten, in denen uns ein Virus quasi „ruhigstellt“, ist die Produktion an Myokinen besonders wichtig.  Langes Liegen führt zu einem Abbau an T-Lymphozyten. Die T-Lymphozyten sind in unserem Körper für die Immunabwehr verantwortlich. Durch langes Liegen verliert der Körper jeden Tag einen gewissen Prozentsatz an T-Lymphozyten. Sie können sich diesen Verlust vorstellen wie die Batterie bei einem Oldie, den sie über den Winter in die Garage stellen. Ist die Batterie voll, springt der Wagen im Frühjahr wieder an. Ist die Batterie schon relativ leer, wenn sie ihn in die Garage stellen, kann es zu einer Tiefenentladung kommen und dann brauchen Sie im Frühling eine Neue. In gleicher Weise wie in dem Vergleich mit der Batterie verliert ein Mensch, der längere Zeit ruhiggestellt wird, T-Lymphozyten. Gehen diese zurück auf 0 Prozent, kommt das einer Tiefenentladung gleich und dann gibt es keinen Weg zurück ins Leben. Da bei älteren Menschen die „Lebensbatterie“ nicht mehr so gut aufgeladen ist wie bei jungen Menschen, sind lange Liegephasen und eine zusätzliche Belastung durch einen Virus für sie eine Verkettung ungünstigster Faktoren, was ihre Gesundung betrifft. Aus diesem Grund sind ältere Menschen von dem Virus wesentlich stärker betroffen als jüngere Menschen, deren „Lebensbatterie“ gut aufgeladen ist. 

Deshalb sollte jeder Gesunde darauf achten, durch Muskelbelastungen seine „Lebensbatterie“ in einem guten „Ladezustand“ zu halten, falls es durch die Belastung durch einen Virus zu einer längeren Ruhigstellung kommen sollte, die für das Immunsystem als solche schon eine Belastung darstellen würde.

Wichtig ist, dass es offensichtlich gerade die überschwelligen Belastungen sind, die zu einer starken Produktion von Myokinen führen und damit unser Immunsystem trainieren. Belastungen also, die über unsere Alltagsbelastungen weit hinausgehen. Dass es gerade überschwellige Belastungsreize sind, die unser Immunsystem trainieren, kennen wir im Zusammenhang mit Hitze und Kälte. Gehen wir nämlich vom Warmen ins Kalte, holen wir uns schneller mal eine Erkältung. Gehen wir aber vom extrem Warmen, also aus der Sauna, ins extrem Kalte, also ins Tauchbecken, dann wird unser Immunsystem trainiert, um uns vor den Alltagsbelastungen besser schützen zu können. Wie in dem Saunabeispiel so sind es also offensichtlich auch gerade die überschwelligen Muskelbelastungen durch ein regelmäßiges Muskeltraining, die unseren Körper auch im Falle einer Virusinfektion wirkungsvoll schützen.

Was allerdings für die Sauna gilt, das gilt auch für muskuläre Belastungen. Liegt eine Entzündung bereits vor, hilft die Sauna nicht und dann sollte man auch nicht trainieren, weil das Training selbst eine Belastung für das Immunsystem darstellt. Hier hilft nur Ruhe. Auch wer im Augenblick nicht in ein Fitnessstudio gehen kann, aber gesund ist, sollte seine Muskeln zu Hause durch einfache Übungen wie Klimmziehen, Kniebeugen, Hockstrecksprünge und Liegestütz trainieren, um das Immunsystem leistungsfähig zu halten. Sobald es möglich ist, sollte man zum regulären Training im Studio zurückkehren, denn nur so erreicht man auch langfristig einen Wachstumsreiz der Muskulatur


Artikel

Körperliche Aktivität als Schutzfaktor

Deutsche Zeitschrift für Sportmedizin (DZSM)

Empfehlungen für Bewegung und körperliche Aktivität zur Prävention mentaler Krankheiten und für mehr Wohlbefinden während der Corona-Pandemie. 
Regelmäßige körperliche Aktivität gilt als Schutzfaktor für die Aufrechterhaltung körperlicher und psychischer Gesundheit, sowohl in der Verhaltens- als auch in der Verhältnisprävention. Deswegen müssen Menschen auch in Zeiten von Bewegungseinschränkungen wie der gegenwärtigen Pandemie darin unterstützt werden, körperlich aktiv zu bleiben, um ihre körperliche und ihre psychische Gesundheit zu erhalten.

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Körperliche Inaktivität und schwere COVID-19 Verläufe

Auch bei einer COVID-19 Erkrankung gibt es erste Hinweise dafür, dass sich bei körperlich aktiven Menschen mildere Krankheitsverläufe einstellen als bei Inaktiven. In einer großangelegten Studie (Sallis et al., 2021) mit rund 48.400 COVID-19 Patient:innen, hatten diejenigen, die nach Selbstauskunft mindestens 2,5 Stunden pro Woche körperlich aktiv waren, ein…

… 2,26-fach niedrigeres Risiko für eine Hospitalisierung

… 1,73-fach niedrigeres Risiko für eine intensivmedizinische Behandlung

… 2,49-fach niedrigeres Risiko, an COVID-19 zu sterben

Aufgrund dieser Ergebnisse kann vermutet werden, dass körperliche Inaktivität einen wichtigen modifizierbareren Risikofaktor für schwere COVID-19 Verläufe darstellen könnte.


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